COLCA CANYON - Fast doppelt so tief wie der Grand Canyon
Die komplette dreitätgige Tour wurde von der Agentur organisiert. Dementsprechend waren auch die Unterkünfte vorausgesucht und im Endpreis inbegriffen. Die erste Übernachtung war in San Juan de Chuccho "Posada Gloria“. Sehr nett! Das Essen war super super lecker und wir hatten zwei kleine Hüttchen, in denen wir schliefen. Da wir nur zu viert an diesem Tag die Drei-Tages-Tour machten, hatten wir auch dementsprechend einen Guide für uns alleine. Rafael war um die 55 Jahre alt und schon ziemlich lange unterwegs im Canyon. Ich teilte mir mit Babette ein Zimmer; ihr Freund und ein anderer Teilnehmer teilten sich ein Zweites. Wir konnten am Nachmittag noch die Solardusche nutzen und zahlten insgesamt 5 Soles für Internet. Nachmittags bis Abends gab es auch Internet zum Laden unserer Handys. Der Sternenhimmel in der "Posada Gloria“ war einfach einmalig und wir sahen sogar die Milchstraße. Die zweite Übernachtung war dann in Sangalle. Dort übernachteten wir in "Palmeras Oasis“, der ersten Unterkunft bei betreten des Ortes. Ziemlich nett! Es gab einen Pool und jeder hatte seine eigene kleine Hütte. Das Essen war solide und es gab einen sehr flauschigen, riesigen Hund, der uns am Tag darauf ein Stück beim Aufstieg aus dem Canyon begleitete. Er war sogar vor uns oben!

Im Canyon hatten wir kein Netz, aber in der ersten Unterkunft konnten wir das Internet "kaufen“ und in der zweiten Unterkunft wurde es kostenlos zur Verfügung gestellt.
"Je nachdem, ob man die Tiefe des Canyons vom höchsten Berggipfel aus direkt an der Schlucht bis zum Río Colca misst oder vom Rand der Schlucht, ist der Colca Canyon zwischen 3.400 m und 1.200 m tief. Der Grand Canyon ist dagegen nur etwa 1.800 m tief. Damit ist der Cañón del Colca, nach der Taraschlucht in Montenegro mit 1.300 m, der dritttiefste Canyon der Welt.“ Soso! ganz schön krass, und das bei einem noch so "jungen“ Canyon, der weniger als 100 Millionen Jahre alt ist.
Im Canyon kann man sowohl Felsmalereien als auch Höhlen sehen. In den Höhlen sind die sog. "Colcas“, also Lager-Behälter für Getreide aus der Collagua-Kultur; also den ursprünglichen Bewohnern des Canyons. Außerdem wurden bestimmte Höhlen auch als Friedhöfe genutzt. Bei der Anfahrt aus Arequipa sieht mach auch in den oberen Hängen des Canyons jahrhundertealte Terrassen, die die Menschen für die Landwirtschaft nutzen.

Zum Tourenbeginn wurden wir per Transporter bzw. Sprinter gebracht und innerhalb des Canyons bewegten wir uns logischerweise zu Fuß fort. Von Endpunkt aus wurden wir dann zu viert im Sprinter (wir hatten sozusagen ein VIP-Fahrzeug) mit ein paar Zwischenstops zurück nach Arequipa gebracht. Wir hatten außerdem die Möglichkeit, zwischendrin irgendwo zu halten - unser Fahrer war echt super.

Zum Frühstück gab es traditionelle peruanische Sachen: Mate de Coca, Kaffee, Brötchen, Butter, Marmelade, … im Tusuy Wasi in Chivay. Außerdem bekamen wir eine Show von zwei einheimischen TänzerInnen und manche Tourenteilnehmer wurden sogar genötigt, mit zu tanzen 😂. Sehr lustig :D Zum Mittagessen waren wir dann schon unten an unserer ersten Unterkunft: Zur Vorspeise gab es einen Salzkeks mit Guacamole und Tomate, dann eine Quinoa-Suppe, als Hauptspeise eine Variante von "Lomo saltado“ mit Alpaka-Fleisch mit Pommes und Reis. Zum Abendessen bekamen wir eine Nudelsuppe und "Pastel de Papa“ (also Kartoffelkuchen) mit Schweinefleisch und Bohnen. Das Frühstück am zweiten Tag war dann besonders lecker: Crêpes mit Schokosauce und Bananen. Die Bananen ließen sich zum Glück rückstandsfrei aus meinem Crêpe entfernen 😮. Dann noch ein Spiegelei in einer Paprikaspalte und eine halbe Avokado (vom heimischen Bäumchen) mit Salzkeks. Als wir dann in der zweiten Unterkunft waren (Palmeras Oasis) war es etwas weniger lecker. Zum Mittagessen bekamen wir Schweinefleisch mit Reis, Pommes, Gurken und Tomaten. Und zum Abendessen gab es Hühnchen mit Reis, Kartoffeln, Karotten und Bohnen. Wir frühstückten am dritten Tag nach unserem Aufstieg aus dem Canyon in Cabanaconde Kaffee, Tee, Semmeln, Marmelade und Ei. Um das Mittagessen musste man sich dann selbst kümmern in Chivay. Eigentlich wollte ich am Markt was essen, aber wir wurden dann zu einem Restaurant gebracht, in dem eigentlich alles teuer war. Ich entschied mich, meinen letzten Apfel zu essen, da ich eh nicht viel Hunger hatte. Zum Glück hatte einer der Mitreisenden nicht viel Hunger und ich aß einfach den Rest seiner Pommes auf. Und das war mehr als ausreichend!
Dankenswerterweise lieferte mir Moritz (den wir bei der Iberá-Tour kennengelernt hatten) viele Infos zum Ablauf und zum Anstrengungsgrad. Ich entschied mich dazu, an einer Tour teilzunehmen und es nicht alleine zu organisieren. Ich war ja schließlich alleine unterwegs und sooo teuer war es nicht. Mein Hostel aka Hilda organisierte das Ganze bei Andina Travel für 200 Soles.
Die Tour startete um 3:00 Uhr morgens. Wir sammelten noch ein paar andere Leute in Arequipa ein und verließen dann voll bis auf den letzten Sitz die Stadt. Um 6:30 Uhr gab es dann Frühstück und eine Tanzvorführung. Bei der Hinfahrt konnte ich auch kurz den Sonnenaufgang und auch schon kurz den "Mirador de los Volcanes“ erspähen. Wir fuhren weiter und gegen 8:00 Uhr kamen wir dann zum "Cruz del Condor“. Dabei handelt es sich um einen Aussichtspunkt, bei dem man in der Früh die zirkulierenden Kondore beobachten kann. Auch ich hatte Glück und konnte ein paar Fotos schießen. Leider waren die drei Meter großen Vögel aber auch ganz schön schnell. Um 10:30 Uhr begannen wir zu fünft unsere Wanderung mit unserem Guide Rafael. Er erklärte uns am Aussichtspunkt "San Miguel“ die Geschichte der Region und einige Pflanzen. Dann wurde unser Eintrittsticket in Höhe von 70 Soles kontrolliert und wir sollten schon mal vorlaufen. Wir trafen dann Rafael wieder, als wir schon fast ganz unten waren und entspannten dann erst mal eine halbe Stunde am Colca-Fluss - Babette wagte sich sogar ganz in das eiskalte Wasser und Teddy auch so halb ;). Dann erst mal ohne weitere Steigung zur Unterkunft. Dort legten wir unser Zeug ab und bekamen kurz nach 14:00 Uhr unser Mittagessen serviert. Den Rest des Tages hatten wir dann frei und jeder las sein mitgebrachtes Buch (ich auf dem Handy, die anderen drei hatten wirklich ein physisches Buch mitgeschleppt). Wir duschten und entspannten Abends bei einem tollen Sternenhimmel. Babette teilte mit mir ein Zimmer und wir mussten vor dem Schlafengehen erst mal noch einige Insekten nach außen verbannen, bevor sie sich entspannen konnte :).
Am nächsten Tag gab es dann um 7:30 Uhr Frühstück und um 8:30 Uhr begannen wir unsere Wanderung innerhalb des Canyons von Unterkunft zu Unterkunft. Wir kamen vorbei an Alpakas, Avokadobäumen und allerlei interessanten Pflanzen. Außerdem passierten wir die Dörfer "Cosñinhua“ und "Malata“. Wir hatten einen steilen Anstieg von ungefähr 40 Minuten - das war unsere "Prüfung“ für den dritten Tag. Wir bestanden und erreichten um 11:30 Uhr die Brücke, die zur Oase führt. Gegen 11:45 Uhr kamen wir zur Unterkunft. Jeder bekam sein eigenes Hüttchen und die anderen planschten schon mal im Pool. Da ich Bauchweh hatte, entspannte ich mich in meinem Hüttchen bis zum Mittagessen um 13:00 Uhr. Danach wagte auch ich mich kurz in die Fluten und sonnte mich ein bisschen. Dann gab es auch schon wieder Abendessen und ich unterhielt mich noch ein bisschen mit den anderen und einem weiteren Reisenden aus den USA. Dann noch ein bisschen lesen und ab ins Bett.
Um 4:35 Uhr begann der Aufstieg aus dem Canyon - Jonas ging es dabei echt mies, da er sich am Tag davor noch einen fetten Sonnenstich zugezogen hatte. Wir waren eine der ersten Gruppen und dachten bei der Hälfte der Strecke, dass wir schon bald oben sind - falsch! Wir überholte immer wieder die gleichen Leute und wurden auch immer wieder überholt, scheinbar hatten wir ein ähnliches Tempo. Auch der Hund aus unserer Unterkunft war mit uns auf der Strecke. Andere entschieden sich, mit dem Pferd aus Sangalle hochzureiten und starteten gegen 5:30 Uhr. Echt krass, wie stark die Tiere sich anstrengen müssen. Wir wurden im Dunkeln von der Pferdetruppe überholt und erschreckten uns zu Tode… Dann kam der spektakuläre Sonnengang, den wir aber nur aus dem Augenwinkel mitbekamen. Wir mussten ja schließlich innerhalb der Zeit den Aufstieg bewältigen. Teddy kam als erster an und um 7:48 waren auch Babette und ich am Ziel. Innerhalb von 3h 13 min haben wir somit über 1000 Höhenmeter zurückgelegt. Kurz darauf kamen auch Jonas und unser Guide nach. Manche genehmigten sich oben einen Kaffee; wir sollten dann aber gleich weiter zum Frühstücken. Das gab es nämlich in einem "Restaurant“ in der Stadt. Auch unser Hund begleitet uns hinein! 😂 Dann noch zum Hauptplatz und auf unseren Transport warten - einem Verwandten von unserem Guide! Wir stiegen ein und wurden dann zu den Thermen in Chivay gebracht. Dort badeten wir in heiße Quellen und Babette und Teddy sprangen ein weiteres Mal in den eiskalten Colca-Fluss. Außerdem beobachteten wir beim Baden die Leute, die per Zipline über das Wasser fuhren. Dann ging es zum Restaurant und anschließend noch zum "Mirador de los Volcanes - Tramo de la Cordillera Volcanica en los Andes Centrales“ auf 4910 Metern. Dort hatten wir die Aussicht über den Geopark "Colca y Volcanes de Andagua“ und viele Vulkane, die mehr als 6000 Meter hoch sind. Dann noch ein bisschen entspannen und ein vorletzer Halt bei einer Alpakaherde. Auch bei einer kleinen Gruppe Vikunjas halten wir noch kurz. Und dann ab nach Hause! Gegen 18:00 Uhr kamen wir nach einer unglaublich abwechslungsreichen Landschaft und einer langen Strecke innerhalb der Randgebiete Arequipas an und verabschiedeten uns. Mit Pascal ging ich dann noch schick Essen und dann genehmigten wir uns noch Drinks im gehobenen Pisco-Museum. Und dann endlich schlaaaafen ;)
Eigentlich trafen wir nur ein weiteres deutschsprachiges Paar. Der Rest war größtenteils aus den Niederlanden und Italien. Außerdem trafen wir einen jungen Amerikaner mit krassem Dialekt (gerade volljährig geworden), der in zwei Stunden aus dem Canyon aufsteigen wollte - und es tatsächlich auch schaffte.
Wir redeten viel mit unserem Guide Rafael. Er war sehr freundlich, ich hatte aber gleichzeitig die Ahnung, dass er uns eigentlich nicht so gern mag;) Und ich war ihm ja eh zu lahm, das war schon klar 😂.
Mit mir machten noch drei weitere Leute die Drei-Tages-Tour.
Der Eintritt in die Schlucht kostete 70 Soles. Innerhalb des Canyons kaufte ich mir noch überteuertes (aber sehr notwendiges) Wasser. Außerdem zahlte ich dann in Chivay den Eintritt in die "Aguas Termales la Calera“ in Höhe von 15 Soles.
Warum wartet unser Guide Rafael immer auf deutsche Wanderer, die ihre Wanderschuhe nicht mehr benötigen? Er will sie ihnen dann abkaufen und meint, dass es in Deutschland die beste Qualität gibt, aber ganz ehrlich - wie wahrscheinlich ist dieser Fall?
Unseren Bus nach Arequipa hatten wir für uns alleine und wir konnten uns dementsprechend gut ausbreiten und eine Runde schlafen. Gegen 18:00 Uhr kamen wir dann erschöpft in Arequipa an und für Babette, Jonas und Teddy ging es tatsächlich auch noch weiter. Und zwar nach Cusco bzw. Ica! Da war ich ja auch schon :) Und wir wir ja auf Quechua gelernt haben: "¡Haku haku!“ oder auf deutsch "Los geht‘s!“ ❤
In paar mehr Bilder gibt es wieder unter https://hoenisch.eu/photo/mo/sharing/B5iT5e8jK